ABWÄRTS ÜBER
STEILSTUFEN
Runter kommen sie alle - bloß wie? Der Respekt vor steilen
Geländestufen in der Abfahrt zwingt viele Biker zum freiwilligen oder auch
unfreiwilligen Abstieg. Hier steht, wie
Sie beinahe stufenlos über eine Kante abwärts rollen...
Echte Biker gehen nicht zu Fuß. Und selbst Stufen oder Treppen nehmen sie lieber auf zwei Rädern als auf zwei Beinen. Dabei ist es für den Einsteiger nicht so sehr die tatsächliche Klippe, die den eventuellen Abstieg erzeugt, sondern vielmehr die innere Hemmschwelle.
Doch mit den richtigen Tipps und ein wenig Routine werden Sie bald auch halbmeterhohe Stufen bergab wie im Fluge meistern - ohne Schwellenangst.
Eines der Anfangsprobleme liegt eindeutig in der kurzen Zeitspanne für den Stufensprung - in zwei bis drei Sekunden ist alles vorbei.
In diesem kurzen Moment sind Aktion und Gefühl gleichermaßen gefragt: Der Körperschwerpunkt muss an die richtige Position wandern, und gleichzeitig soll man mit Fingerspitzengefühl bremsen.
Beim Trialfahren liegt das Erfolgsrezept nämlich in der richtigen Mischung aus Gefühl, Technik und Timing.
Gefühl bekommt man mit fortgeschrittener Praxis. Wir haben hier die Technik in ihre Komponenten zerlegt, so dass Sie Technik und Timing ganz leicht üben können...
Mit Kompensation an die Kante
Das ganze Geheimnis des perfekten Stufenfahrens liegt in der rechtzeitig angesetzten Ausgleichsbewegung, in anderen Sportarten als "Kompensation" bekannt: Man gleicht die Geländeformation durch die eigene Körperbewegung aus. Beim Skifahren beugt man die Knie, um Buckel zu schlucken - kippt das Bike die Stufe hinunter, schiebt man den Körper weit nach hinten, damit das Rad den Reiter nicht wie ein störrischer Gaul nach vorne abwirft.
So simpel es klingt - sogar am flachen Randstein kann man diese Ausgleichstechnik üben, um später selbst halbmeterhohe Stufen mit einem überlegenen Lächeln hinunterzurollen...
Auf einem Parkplatz in einer Sackgasse ohne Verkehr oder auf einem Waldweg mit einer kleinen Stufe können Sie in Ruhe und ohne Ablenkung trainieren... Auf dieses Weise erfahren Sie bewusst jeden Zentimeter und konzentrieren sich ganz auf das Bike und sich...
Wie beim Hinauffahren auf eine Stufe beginnt die richtige Vorbereitung schon einige Meter vor der Schwelle...
Dazu einige Tipps, die Sie am Bordstein ausprobieren können, bevor Sie sich an höhere Schwellen wagen:
Fahren Sie im Stehen an. Wie beim schnellen Downhill-Ritt stehen die Pedale waagrecht, der Sattel klemmt leicht zwischen den Beinen. Damit steuern Sie den Geländegaul bei der Trial-Dressur schon mit dem leisesten Schenkeldruck...
Außerdem bekommt man so den besseren Überblick über das Terrain hinter der Stufe. Jetzt steuern Sie im Schritt-Tempo, - beide Hände an den Bremshebeln, - die Kante an...
Am besten überqueren Sie die Stufe im 90-Grad-Winkel, denn dadurch bleibt das Risiko gering, mit dem Vorderreifen schräg abzurutschen...
Auch an einer kleinen Kante von zehn Zentimetern können Sie sich das richtige Bewegungsmuster einprägen:
Genau in dem Moment, wenn der Vorderreifen über die Kante rollt, schieben Sie den Körper als Ausgleichsgewicht nach hinten. Wie weit Sie nach hinten gehen, richtet sich nach der Höhe der Stufe... Wenn Sie sich am Anfang nicht trauen, den Po hinter den Sattel zu befördern, nehmen Sie einen Trick zu Hilfe: Strecken Sie die Arme aus und tun Sie so, als ob Sie sich auf den Gepäckträger setzen wollten. Dieses aktive Entlasten des Vorderrades, das gleichzeitig den Körperschwerpunkt über die Hinterachse bringt, ist der Knackpunkt der Stufen-Technik...
Die Kniebeuge verhindert die Flugrolle
Denn so bleibt der gemeinsame Schwerpunkt von Bike und Fahrer ausgewogen: Das Geländeroß hüpft mit dem Vorderrad hinab, der Reiter bildet das Gegengewicht, indem er hinter den Sattel rutscht. Bleibt man dagegen faul auf der Stelle sitzen, lupft das Bike möglicherweise die Hinterhand und beschert einen Freiflug.
Also machen Sie lieber rechtzeitig eine Kniebeuge über dem Hinterrad als eine Rolle über den Lenker...
Kaum hat das Hinterrad die Kante passiert, ist die Gegenbewegung dran: Sie müssen das Bike wieder einholen, Strecken Sie die Beine und ziehen Sie sich am Lenker nach vorne, bis Sie wieder in normaler Fahrposition angelangt sind...
Fahren Sie mehrmals über die Bordsteinkante und führen Sie dabei die Zurück-Vor-Bewegung ganz bewusst aus: vor der Kante nach hinten, hinter der Kante nach vorn.
So kommt man sicher runter, und außerdem entlastet man, wie im leichten Trab, den Geländegaul: Beine und Arme wirken als Stoßdämpfer und schonen Felgen und Rahmen...
Wenn Sie dieses Bewegungsschema Ihrem Kopf und der Muskulatur eingeprägt haben, stehen größere Aufgaben an.
Ganz wichtig: höhere Geländeabsätze oder Felsstufen immer in ruhigem Tempo angehen. Wenn Sie zu jedem Zeitpunkt der Trialübung die absolute Kontrolle über Ihr Gefährt besitzen, bleiben die Hände trocken und der Blutdruck unten...
Die Vorderbremse braucht Gefühl
Fahren Sie wieder im Stehen und in einer relativ kleinen Übersetzung an. Genau wie beim normalen Bergabfahren kontrolliert man das Tempo des Bikens mit Vorder- und Hinterradbremse gleichzeitig.
Aber denken Sie daran: Die vordere Canti-Zange besitzt die weitaus stärkere Wirkung. Sie sollten daher die Vorderradbremse sehr sensibel dosieren, damit das Rad beim Aufsetzen auf den Boden der Stufe nicht blockiert.
Die Hinterradbremse können Sie in der Steilstufe ruhig voll anziehen. Wenn das Hinterrad über den Boden schleift, macht das gar nichts aus - es rutscht ohnehin in der Fall-Linie dem vorderen Pneu nach...
Darauf müssen Sie an hohen Stufen besonders achten:
Die Fallhöhe für ein Mountainbike limitiert beim Langsamfahren nur das Kettenblatt. Setzen die vorderen Zahnräder auf, ist der Stufen-Spaß meist abrupt beendet...
Doch Könner lassen sich auch von meterhohen Kanten nicht abschrecken. Wenn das Terrain darunter genügend Auslauf lässt, nimmt man das Hindernis eben im Flug...
Dazu sollte man im Bunny Hop schon recht fit sein oder zumindest die Technik raushaben, wie man die Füße so in den Pedalen verkeilt, dass man den Stollenhopser an den Beinen hochliften kann...
Noch mal die Kurzfassung: die Kurbeln stehen waagrecht, - beide Füße üben Druck auf die leicht schräggedrehten Pedale aus. Dazu drückt man mit den Armen über den Lenker den Körper sozusagen in das Bike. Durch diese Spannung werden Mensch und Maschine eine Einheit. Federt man kurz vor dem Absprung kurz und kräftig in den Knien ein, nützt man gleichzeitig den Rückpralleffekt der dicken Knubbelreifen und die Energie , mit der man den Body nach oben katapultiert.
Bei einem Sprung über eine Kante nach unten ist der Absprung nicht so wichtig wie die Landung. Um mensch- und materialschonend wieder den Boden der Tatsachen zu berühren, sollten sie Folgendes beachten:
Die MTB-Freunde wünschen viel Spaß beim kraxeln!