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Die Zeitballsäule an der "Alten Liebe" (Hafenabschnitt in Cuxhaven) 1875 |
Der
Zeitball, eines der markanten Bauwerke des früheren
Hafenbildes, war eine wichtige Einrichtung. Zeitbälle
für die Schiffahrt entstanden zuerst in England. 1873
entschloß sich das Reich, an wichtigen deutschen
Hafenplätzen ebensolche Einrichtungen anzulegen. 1875
entwarf der Leiter der Cuxhavener Wasserbauinspektion,
Hugo Lentz, die Zeitballsäulen für Cuxhaven,
Bremerhaven, Swinemünde und andere Häfen und erhielt
darauf sogar ein Reichspatent.
Das erste Bild auf dieser Seite wurden am 18. August 1875 von dem Cuxhavener Fotografen J. O. Angelbeck vom Schutzdamm der Alten Liebe aus aufgenommen (etwa in Höhe des Semaphors). Im Hintergrund ist das ehemalige Lotsenwachhaus auf dem Tonnenhof zu erkennen. Rechts neben dem Zeitball entstand 1879 das Kaiserliche Postamt Cuxhaven 2 mit dem neuen Telegrafenamt (später Marine-Signalstelle).
Der Cuxhavener Zeitball wurde am 20. Oktober 1875 seiner Bestimmung übergeben. Seine Säule stand auf einem sturmflutsicheren Betonfundament. Auf einer 2,6 Quadratmeter großen Plattform befand sich in 16 Meter Höhe der eigentliche, weitere 8 Meter hohe, Zeitapparat mit dem Zeitball von 1,5 Meter Durchmesser, dessen Fallhöhe 3 Meter betrug. Die Auslösung des Balles erfolgte auf elektrischem Wege durch eine im Telegrafenamt (früher Efeu-Haus in der Poststraße, ab 1879 bei der Alten Liebe) aufgestellte Normaluhr, die über eine eigene Posttelegrafenleitung mit der Uhr der Sternwarte in Hamburg-Bergedorf verglichen wurde. Heute, im Zeitalter des Rundfunks und Fernsehens, werden wir allgegenwärtig mit Zeitzeichen versehen. Zu seiner Zeit erfüllte der Zeitball die wichtige Aufgabe, den im Hafen sowie auf der Reede liegenden, oder Cuxhaven passierenden Schiffen die genaue Zeit zum Vergleich ihrer Chronometer zu übermitteln. Die Genauigkeit dieser Signale war gut, wenn auch im Winter wetterbedingte Störungen nicht auszuschließen waren. Der Zeitball gab niemals (auch durch seinen Fall nicht) ein akustisches, sondern immer ein optisches Signal. Es wurden zunächst zwei Signale gegeben. Um 13 Uhr nach Cuxhavener Zeit und um 13.34 Uhr nach Greenwicher Zeit. Zehn Minuten vor jedem Signal zog man den Ball auf halbe, 3 Minuten vor der Zeit auf ganze Höhe. Zur gegebenen Uhrzeit löste man sein Fallen elektrisch aus. Bei Störungen wurde ein kleiner roter Ball zur halben Höhe des Gerüstes gezogen. Später gab man nur noch ein Signal, und zwar um 12 Uhr mittags Mitteleuropäischer Zeit.
Ab 1. April 1905 unterstützte die Kaiserliche Kommandantur in Cuxhaven das Zeitsignal akustisch, indem sie um 12 Uhr, mit dem Fallen des Zeitballes, von der Salutbatterie des Forts Grimmershörn einen Mittagsschuß als Signal für die militärischen Werke und Kasernen abfeuerte. Dies war der heute noch in Cuxhaven legendäre "Klütenschuß" (Klüten = Mehlklöße).
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