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Re: Luftdruckverlust

CLOU-FREUNDE

Geschrieben von Eberhard Stahl am 19. Oktober 2008 18:40:01:

Als Antwort auf: Luftdruckverlust geschrieben von Harald am 17. Oktober 2008 17:40:53:

>Liebe Clou-Freunde,


>unser Liner 700, Bj. 2002, verliert die Druckluft immer schneller. Anfangs hielt der Lufdruck, vor allem für die Eingangstreppe, noch eine Woche, dann 3 Tage und nunmehr nur noch bis zum nächsten Tag. Die zugänglichen Stellen der Leitungen wurden zwischenzeitlich mit Lecksuchspray abgesprüht.Jedoch ist eine Undichtigkeit nicht zu finden. Bei N+B gibt es natürlich keinen Verlegeplan der Leitungen, sodass die Leitungen nicht überall zu überprüfen sind. Auch der Abzweig vom Bremssystem zum Aufbausystem ist nicht erkennbar ( hier könnte man ja evtl. mal eine Sperre einbauen um festzustellen, ob es an MAN oder N+B-Teilen liegt ).
>Hat jemand auch ein solches oder ähnliches Problem?? Wenn ja, wäre ich für eine kurze Info sehr dankbar.
>Oder hat vielleicht jemand ( auch ohne dieses Problem selbst zu haben ) eine Idee, wie man wenigstens die Trittstufe unabhängig vom Druckluftbremssystem funktionstüchtig hält, z.B. durch eine Zusatzkompressor oder elektr. Motor?
>Für jede Hilfestellung bzw. Info danke ich schon im voraus.
>Viele Grüsse aus Düsseldorf
>Harald

Hallo Harald,
der Anschluß der Stufenpneumatik (und aller anderer ggf vorhandenen luftbetätigten Verbraucher = Arbeitskreise)) erfolgt am Vierkreisschutzventil.

Das Vierkreisschutzventil hat - wie der Name schon sagt - die Aufgabe, die einzelnen Druckluftkreise gegeneinander zu schützen. Es soll verhindert werden, dass bei Druckverlust in einem System dieser auch ein anderes System stark beeinträchtigt. Im Prinzip handelt es sich um 4 Überströmventile für die Kreise Bremskreis 1, Bremskreis 2, Handbremse und Arbeitsdruck. Es wäre verheerend, wenn ein Leck z.B. im Arbeitskreis die Funktion der Bremsanlage stören würde.
Das Vierkreisschutzventil legt vor allem die Prioritäten der einzelnen Druckluftkreise fest. Oberste Priorität haben die beiden Betriebsbremskreise, dann der Feststellbremskreis und an unterster Stelle die Versorgung der Zusatzaggregate. Verliert ein übergeordneter Kreis Druckluft durch ein Leck, werden die untergeordneten Kreise nur noch dann weiter versorgt, wenn die Füllleistung des Kompressors höher ist als der Verlust. Ansonsten verlieren diese Kreise ihre Funktion, so bald ihr Druckluftvorrat aufgebraucht ist. Auf diese Art wird auch erreicht, dass bei einem defekten Betriebsbremskreis nach nicht allzu langer Zeit die Feststellbremse schließt und es nicht mehr möglich ist, die Fahrt mit ausgefallener Betriebsbremse fortzusetzen.

Fällt der Luftdruck nur von ca. 8 bar auf ca. 6 bar ab, so ist die Verlustquelle wahrscheinlich im Arbeitskreis (Treppenbetätigung und v.a. - wenn vorhanden - luftgefederte Sitze!)zu suchen. Infrage kommen alle Verschraubungen, Steuerventile und der bzw. die Betätigungs-zylinder (sowohl an den Verschraubungen als auch an der Zylinderstange).

Fällt der Luftdruck deutlich unter 6 bar ab, ist der Fehler in der Bremsanlage zu suchen. Infrage kommen alle Leitungen, Verschraubungen, Ventile, Kessel und die Kombibremszylinder an der Hinterachse (Federspeicherbremse). Da diese nur im Stand bei angelegter Feststellbremse unter Druck stehen, kann man eine Undichtigkeit an dieser Stelle ausschließen, wenn man das Fahrzeug längere Zeit (in der Ebene mit untergelegten Keilen!) bei eingelegtem 1. Gang und nicht angezogener Handbremse abstellt. Bleibt dann der Luftdruck konstant, ist mindestens einer der beiden Kombibremszylinder oder deren Peripherie undicht. Die Membranbremszylinder der Vorderachse kommen als Leck nicht infrage, da sie nur kurz während der Betätigungen der Betriebsbremse mit Druck beaufschlagt werden. Wenn dort nur ein kleines Leck und nicht ein mit Sicherheit zu bemerkendes Riesenleck besteht, gleicht dies der Kompressor leicht aus und es kommt nicht zum Druckabfall im Stand.

Eine manuelle Betätigung der Treppe läßt sich sehr einfach durch den Einbau eines Dreiwegeventils in die Duckluftleitung zwischen Vierwegeschutzventil und Treppensteuerung realisieren. Dringend zu beachten dabei ist, daß bei Trennung der Treppenpneumatik von der Druckluft des Fahrzeugs die Treppe nicht mehr vor dem Ausklappen während der Fahrt geschützt ist. Diese Trennung darf deshalb nur (!) im Stand des Fahrzeugs erfolgen und muß vor jeder (!) Weiterfahrt wieder aufgehoben werden.

Ich weiß, die Lecksuche in der Pneumatik ist schwierig, aufreibend und oft frustrierend. Oft hilft es nach den o.g. Prüfungen mit dem Fahrzeug an einen absolut stillen Ort zu fahren und mit einem guten Gehör und Lecksuchspray Radkästen, Druckluftanlage, Kessel, Verschraubungen, Stufensteuerung etc. nach einem verdächtigen Zischen abzuhören und abzusprühen. So bin ich bisher immer zum Ziel gekommen.

Ich wünsche Dir viel Erfolg

Eberhard Stahl






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