Re: Abgase 711 D - es stinkt

CLOU-FREUNDE

Geschrieben von Klaus-Peter aus Hamburg am 13. September 2010 12:34:18:

Als Antwort auf: Re: Abgase 711 D - es stinkt geschrieben von Matthias am 13. September 2010 11:23:35:

... hallo

Choke beim Diesel-Motor?
(Choke "verstopfen" geht nur beim Vergaser, also Beziner, um das Luft-Benzin-Gemisch anzureichern (das alte Verhältnis mit Frau Lambda...))
Du meinst vermutlich das Standgas.
(einfache Anschlagverstellung der Leerlaufmenge an der Einspritzpumpe)

Beim Startvorgang eines Diesels spielt das eigentlich keine Rolle, sondern ergibt nur einen erhöhten, gleichmäßigeren Leerlauf (ohne das der Diesel wieder aufgibt), solange noch nicht die nötige Temperatur des Selbstzünders erreicht ist, bei der der Diesel-Motor sich wohl fühlt.

Für eine bessere Verbrennung beim Start gibt es nur ein Mittel: Wärme!
Daher immer darauf achten, daß ausreichend vorgeglüht wird, bzw. die Glühanlage einwandfrei funktioniert.
Je besser die Vorwärmung, je höher die Kompression, um so leichter erreicht das Diesel-Luftgemisch die Selbstzündungs-Temperatur.

Beinzin hat einen höheren Flammpunkt, der bei der Verdichtung im Zylinder nicht erreicht wird.
Deshalb wird beim Otto mittels elektrischem Funken (Zündkerze) fremdgezündet.

Beim Diesel gilt:

- richtige Kompression
- richtiger Einspritzpunkt
- richtiger Einspritzdruck (ausgeleierte Düsen lecken!!)
- richtige Luftzufuhr (funktioniert der Turbolader noch richtig?)
- richtige Temperatur (daher beim Kaltstart vorglühen)

erzielt die optimale, rauch- und rußfreie Verbrennung!!!

Ältere Diesel haben oftmals Probleme mit der Kompression und/oder nicht richtig schließenden Einspritzdüsen (ausgeleierte Federn am Dichtkegel, oder dessen Beschädigung. Sie werden "inkontinent") sowie manchmal nicht hundertprozentig dichtenden Ein- und Auslaßventilen.

Die Folge: Diesel wird nicht richtig verbrannt.
Brennt der Diesel-Kraftstoff gar nicht, gibt es weiße Wolken.
Brennt er nicht richtig (z.B. weil zum falschen Zeitpunkt in den Zylinder gelangt), gibt es schwarzen Ruß.

Diesel-Kraftstoff hat eine bestimmte Flamm-Geschwindigkeit (mit der sich die Flamme nach Zündung im Zylinder ausbreitet und den Kolben expansionsmäßig austreibt).
Die ist nun einmal fix und drehzahl-unabhängig.
Wenn der Diesel-Motor unter Last kommt (insbesondere in niedrigen Drehzahlen, z.B. bei Bergfahrt oder Beschleunigung) muß deshalb der Einspritzpunkt, zu dem der Diesel in den Zylinder gepresst wird, vorverlegt werden.

Die optimale Menge Kraftstoff, abhängig von Drehzahl und Motorlast, wird eigentlich nie erreicht.
Es bleibt immer ein Kompromiss, den "unser Gasfuß" meist nach dem Motto "besser zuviel als zuwenig" auszugleichen versucht.

Aber das ZUVIEL kann der Motor aus o.a. Gründen nicht verdauen und schmeißt es unter Belastung von Umwelt und unserem Geldbeutel unverbrannt und nicht genutzt hinten heraus (Ruß).
Deshalb muß man "erfühlen", ab wann ein Mehr an Gasfuß beim Beschleunigen nichts mehr bringt!

Benziner haben übrigens mit ähnlichen Bleifuß-Problemen zu kämpfen.
Dort hat man aber inzwischen diese menschliche Schwäche heraus-konstruiert und den Vergaser meist durch Computer-gesteuerte Einspritzanlagen ersetzt.
Da regelt der Fahrer nicht mehr das Gasgemisch,sondern nur die Luftzufuhr (quasi nicht Gasfuß, sondern "Luftfuß")
Den rest optimiert der Computer.

Darum, bei unseren alten Clous: Gasgeben ja, aber bitte mit viieeel Gefühl!

Gruß
Klaus-Peter

PS:
Man möge mir diesen, etwas ausfühlichen Ausflug in die Motorentechnik nachsehen.
Nur so kann einem aber bewußt werden, warum Diesel um räuchern neigen, insbesondere die älteren




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